Ein Oberschenkelhalsbruch (auch Schenkelhalsfraktur genannt) ist im Alter eine häufige Verletzung, die meist durch Stürze verursacht wird. Jährlich sind laut Bundesministerium für Gesundheit rund 100.000 Menschen von dieser Verletzung betroffen. Gerade für ältere Menschen stellt ein Oberschenkelhalsbruch eine ernsthafte Bedrohung ihrer Selbstständigkeit dar und erfordert in den meisten Fällen eine Operation sowie eine intensive Nachbehandlung.
Was ist ein Oberschenkelhalsbruch?
Der Oberschenkelknochen (Femur) ist der längste und stärkste Knochen im menschlichen Körper. Er verbindet das Knie mit der Hüfte. Der Oberschenkelkopf bildet zusammen mit dem Becken das Hüftgelenk. Direkt unter dem Kopf liegt der Schenkelhals – ein kurzes, leicht abgewinkeltes Knochenstück.
Bei einem Oberschenkelhalsbruch bricht genau dieser Teil des Knochens. Dies passiert besonders leicht bei älteren Menschen, da die Knochen mit zunehmendem Alter an Festigkeit verlieren und brüchiger werden, besonders wenn eine Osteoporose (Knochenschwund) vorliegt.
Symptome eines Oberschenkelhalsbruchs
Die meisten Menschen mit einem Oberschenkelhalsbruch bemerken deutliche Symptome:
- Starke Schmerzen in der Hüfte und Leistengegend
- Schmerzen, die bis ins Knie oder Becken ausstrahlen können
- Unfähigkeit, das Bein ohne Schmerzen zu bewegen
- Das betroffene Bein erscheint häufig verkürzt oder nach außen gedreht
- Schwellungen und Blutergüsse im Bereich der Hüfte
In einigen Fällen, besonders bei Menschen mit eingeschränkter Schmerzwahrnehmung oder mit Demenz, können die Symptome jedoch weniger deutlich sein oder sogar ganz fehlen. Dies ist gefährlich, da ein unbehandelter Bruch zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann.
Ursachen und Risikofaktoren für einen Oberschenkelhalsbruch
Stürze sind die Hauptursache
Die meisten Oberschenkelhalsbrüche entstehen durch Stürze, vor allem seitliche Stürze auf die Hüfte. Im Alter sind Stürze besonders häufig, denn:
- Die Muskelkraft und das Gleichgewicht lassen nach
- Die Reaktionsfähigkeit verlangsamt sich
- Sehkraft und Koordination nehmen ab
- Bestimmte Erkrankungen beeinträchtigen den Gang
Osteoporose erhöht das Risiko
Osteoporose ist eine Knochenerkrankung, bei der die Knochendichte abnimmt und die Knochen porös und brüchig werden. Bei fortgeschrittener Osteoporose kann in seltenen Fällen sogar ein Oberschenkelhalsbruch ohne vorherigen Sturz auftreten.
Weitere Risikofaktoren
- Höheres Alter (über 65 Jahre)
- Weibliches Geschlecht (Frauen sind häufiger betroffen)
- Bestimmte Medikamente (wie Beruhigungsmittel oder Blutdrucksenker)
- Erkrankungen wie Parkinson, Diabetes oder Demenz
- Stolperfallen in der Wohnung
- Rutschige Böden, besonders bei nasser Witterung
- Ungeeignetes Schuhwerk
Diagnose eines Oberschenkelhalsbruchs
Bei Verdacht auf einen Oberschenkelhalsbruch sollte sofort ärztliche Hilfe aufgesucht werden. Die Diagnose erfolgt durch:
- Befragung zum Unfallhergang und zu den Beschwerden
- Körperliche Untersuchung
- Röntgenaufnahme
- Bei Bedarf weitere bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT)
Anhand der Bilder können Ärzte den Schweregrad des Bruchs bestimmen. Die sogenannte Pauwels-Klassifikation teilt Oberschenkelhalsbrüche nach dem Winkel der Bruchlinie in drei Schweregrade ein. Je größer der Winkel, desto instabiler der Bruch und desto wahrscheinlicher ist eine Operation notwendig.
Behandlung des Oberschenkelhalsbruchs
Schnelles Handeln ist entscheidend
Bei einem Oberschenkelhalsbruch zählt jede Stunde. Eine Operation sollte möglichst innerhalb von 24 Stunden nach dem Unfall erfolgen, um Komplikationen zu vermeiden. Wird zu lange gewartet, kann die Blutversorgung des Hüftkopfes unterbrochen werden, was zum Absterben des Knochens führen kann.
Zwei Operationsmethoden
Je nach Alter, Schweregrad des Bruchs und Knochenqualität kommen zwei verschiedene Operationsmethoden in Frage:
1. Hüftkopferhaltende Methode (Osteosynthese)
Bei dieser Methode wird der Bruch mit Schrauben, Nägeln oder Platten fixiert, damit der Knochen wieder zusammenwachsen kann. Diese Methode wird bevorzugt bei jüngeren Patienten und bei Brüchen mit guter Durchblutung des Hüftkopfes angewendet.
2. Hüftkopfersetzende Methode (Endoprothese)
Bei dieser Methode wird der Oberschenkelkopf und manchmal auch die Hüftpfanne durch eine künstliche Prothese ersetzt. Diese Methode wird häufiger bei älteren Patienten (über 65 Jahre) und bei Brüchen mit schlechter Durchblutung des Hüftkopfes angewendet. Der Vorteil: Die Prothese ist sofort belastbar, und Patienten können schneller mobilisiert werden.
Behandlung ohne Operation
In seltenen Fällen, etwa bei sehr stabilen Brüchen ohne Verschiebung der Bruchteile, kann eine konservative Behandlung ohne Operation möglich sein. Der Nachteil: Die Heilungszeit ist deutlich länger, und es besteht ein höheres Risiko für Komplikationen durch die längere Immobilität.
Erholungsphase und Rehabilitation
Die Erholungsphase nach einem Oberschenkelhalsbruch ist ein entscheidender Zeitraum, der über die zukünftige Mobilität und Selbstständigkeit entscheidet.
Dauer der Erholungsphase
Die vollständige Heilung eines Oberschenkelhalsbruchs dauert je nach Alter, Gesundheitszustand und Operationsmethode:
- Bei jüngeren Patienten: etwa 4-6 Monate
- Bei älteren Patienten oder bei Vorerkrankungen: bis zu einem Jahr
- Bei der hüftkopferhaltenden Methode werden die Implantate meist nach 12 Monaten entfernt
Physiotherapie und Mobilisation
Bereits wenige Tage nach der Operation beginnt die physiotherapeutische Behandlung, um die Muskulatur zu stärken und das Gangbild wiederherzustellen. Physiotherapeuten zeigen den Patienten:
- Wie sie sich sicher im Bett bewegen können
- Wie sie richtig aufstehen und sich hinsetzen
- Wie sie mit Gehhilfen (Rollator, Gehstützen) sicher gehen können
- Übungen zur Stärkung der Muskulatur
- Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichts
Mögliche Komplikationen
Nach einem Oberschenkelhalsbruch können verschiedene Komplikationen auftreten:
- Thrombosen und Embolien durch längere Bettlägerigkeit
- Wundinfektionen nach der Operation
- Druckgeschwüre (Dekubitus) bei längerer Bettlägerigkeit
- Lockerung der eingesetzten Implantate oder Prothesen
- Versteifung des Gelenks bei zu langer Schonung
Versorgung während der Erholungsphase
Die Erholungsphase nach einem Oberschenkelhalsbruch stellt viele ältere Menschen und ihre Angehörigen vor große Herausforderungen. Oftmals ist eine selbstständige Versorgung zunächst nicht mehr möglich.
Möglichkeiten der Versorgung
Je nach Gesundheitszustand und persönlicher Situation kommen verschiedene Versorgungsformen in Frage:
1. Stationäre Rehabilitation
Nach dem Krankenhausaufenthalt folgt meist eine stationäre Rehabilitation, die etwa 3-4 Wochen dauert. Hier erhalten Patienten intensive physiotherapeutische Betreuung und lernen den Umgang mit ihrer eingeschränkten Mobilität.
2. Kurzzeitpflege
Ist nach der Reha eine Rückkehr nach Hause noch nicht möglich, kann eine Kurzzeitpflege in einer Pflegeeinrichtung in Anspruch genommen werden. Diese überbrückt den Zeitraum, bis die Betroffenen wieder selbstständiger sind.
3. Häusliche Pflege durch Angehörige
Viele ältere Menschen möchten nach einem Oberschenkelhalsbruch so schnell wie möglich in ihre vertraute Umgebung zurückkehren. Die Pflege durch Angehörige ist jedoch oft eine große Belastung, da die Betroffenen zunächst rund um die Uhr Unterstützung benötigen.
4. Ambulante Pflegedienste
Ambulante Pflegedienste können ergänzend zur Betreuung durch Angehörige hinzugezogen werden. Sie kommen jedoch meist nur zu festgelegten Zeiten und bieten keine durchgehende Betreuung.
5. 24-Stunden-Betreuung zu Hause
Eine optimale Lösung für viele Betroffene ist eine 24-Stunden-Betreuung zu Hause, wie sie Hauspflege 24 anbietet. Hierbei wohnt eine qualifizierte Betreuungskraft im gleichen Haushalt und steht rund um die Uhr zur Verfügung. Dies ermöglicht:
- Verbleib in der vertrauten Umgebung
- Individuelle Betreuung und Unterstützung bei allen Alltagsaktivitäten
- Hilfe bei der Mobilisation und den Übungen
- Sicherheit durch ständige Anwesenheit einer Hilfsperson
- Entlastung der Angehörigen
- Förderung der Selbstständigkeit im eigenen Tempo
Vorbeugung gegen Oberschenkelhalsbrüche
Sturzprävention im Alltag
Die beste Strategie gegen Oberschenkelhalsbrüche ist die Vermeidung von Stürzen durch:
- Beseitigung von Stolperfallen in der Wohnung (lose Teppiche, Kabel)
- Installation von Haltegriffen und Handläufen
- Ausreichende Beleuchtung, besonders auf Treppen und Fluren
- Rutschfeste Unterlagen in Bad und Dusche
- Geeignetes, stabiles Schuhwerk
- Regelmäßige Überprüfung der Sehhilfen
- Überprüfung der Medikation auf sturzfördernde Nebenwirkungen
Stärkung der Knochen und Muskeln
Um die Knochen und Muskeln zu stärken und so das Risiko für Knochenbrüche zu reduzieren, helfen:
- Regelmäßige Bewegung und gezieltes Kraft- und Gleichgewichtstraining
- Ausreichende Versorgung mit Vitamin D und Kalzium
- Bei diagnostizierter Osteoporose: medikamentöse Behandlung nach ärztlicher Anweisung
- Gesunde Ernährung mit ausreichend Eiweiß
- Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum
Fazit
Ein Oberschenkelhalsbruch im Alter ist eine ernsthafte Verletzung, die das Leben der Betroffenen stark verändern kann. Mit moderner medizinischer Versorgung, geeigneter Rehabilitation und der richtigen Unterstützung während der Erholungsphase können jedoch viele ältere Menschen nach einem Oberschenkelhalsbruch wieder ein weitgehend selbstständiges Leben führen.
Besonders wichtig ist eine individuelle Betreuung, die auf die persönlichen Bedürfnisse und den Genesungsfortschritt abgestimmt ist. Die 24-Stunden-Betreuung von Hauspflege 24 bietet hier eine optimale Lösung, um die Genesung in der vertrauten häuslichen Umgebung zu unterstützen und gleichzeitig Angehörige zu entlasten.
Durch gezielte Vorbeugemaßnahmen und Anpassungen im Wohnumfeld lässt sich das Risiko für Stürze und damit auch für Oberschenkelhalsbrüche deutlich reduzieren. Jeder Schritt in Richtung Sturzprävention ist eine Investition in die eigene Selbstständigkeit und Lebensqualität im Alter.